Magersucht

Kristin Komischke vom Mädchengesundheitsladen in Stuttgart berät Mädchen und junge Frauen mit Esstörungen und kennt sich aus mit der Krankheit Magersucht. Radio RiO-Mitarbeiterin Anja befragt Frau Komischke und eine ehemalige Betroffene zur Magersucht. 

Anja

Anorexie, auch Magersucht genannt. Frau Komischke vom Mädchengesundheitsladen und eine ehemalige Betroffene, ich nenne sie hier Lisa, erzählen Dir mehr zu dieser Krankheit.

Anja von Radio RiO: „Frau Komischke, was ist Magersucht?“
Fr. Komischke: „Magersucht ist eine psychosomatische Erkrankung mit Suchtcharakter, bei der es darum geht, dass die Betroffenen möglichst wenig wiegen wollen und diese Gewichtsreduzierung hauptsächlich durch wenig essen aber auch durch so Geschichten wir exzessives Sporttreiben oder Abführmittel usw. herstellen wollen.“

Anja von Radio RiO: „Lisa, wann haben deine Freunde und die Familie bemerkt, dass Du an Magersucht erkrankt bist?“
Lisa: „Meine Mutter hat irgendwann mal gemeint so, ja die nimmt jetzt mal ein bisschen ab aber nachdem es dann immer weiter runterging hat sich gemeint, mir reicht`s, mir geht es jetzt zu weit mit deinem „Abnehmding“ wir gehen jetzt in die Kinder-Psychiatrie. Freunde und so haben es halt auch in der Schule gemerkt, mein Lehrer hat mich angesprochen, Gespräch mit meiner Mutter geführt und mir zusammen.“

Anja von Radio RiO: „Wie hat dich die Magersucht in deinem Alltag beeinflusst?“
Lisa: „Ich war schon ziemlich zielstrebig. Ich hab`, so z.B. gehen wir Eisessen, immer abgelehnt. Dann hab` ich ganz viel Sport gemacht.“

Anja von Radio RiO: „Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?“
Fr. Komischke: „Es ist unterschiedlich. Je nachdem in welchem Stadium sich ein Mädchen mit Magersucht befindet. Häufig kommt man um einen stationären Aufenthalt nicht drum rum. Es ist aber ein Baustein, in einem oft längeren Behandlungsweg. Klassisch ist es, dass man meistens erstmal zum Arzt oder zur Ärztin bzw. in eine Beratungsstelle geht oder auch mit ambulanter Psychotherapie beginnt.“

Anja von Radio RiO: „Aus welchen Ursachen heraus entsteht dann eine Magersucht?“
Fr. Komischke: „Das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Spannend ist zu gucken, wenn man weiß, dass Magersucht sehr häufig in der Pubertät anfängt und auch ´ne Mädchen, bzw. Frauenkrankheit ist. Es spielen auch gesellschaftliche Ursachen ´ne Rolle, wie das doch sehr strikte Schönheitsideal. Was mit reinspielen kann, sind familiäre Probleme.“

Anja von Radio RiO: „Wie unterstützen Sie vom Mädchengesundheitsladen die Betroffenen?“
Fr. Komischke: „Das Erste ist, dass wir Erstberatungen machen, auch Erstanlaufstelle für viele Mädchen oder auch Angehörige sind.“

Anja von Radio RiO: „Es gibt aber ja auch betroffene junge Männer?“
Fr. Komischke: „Also man sagt, dass etwa fünf bis zehn Prozent der von Essstörungen Betroffenen Jungs und Männer sind.“

Anja von Radio RiO: „Können sie den Erkrankten was mit auf den Weg geben?“
Fr. Komischke: „Magersucht zu behandeln dauern oft ´ne ganze Weile und man hat tatsächlich die besten Chancen, wenn man so schnell wie möglich drauf reagiert.“

Anja von Radio RiO: „Lisa, was kannst du den anderen Erkrankten mit auf den Weg geben?“
Lisa: „Ja, sich therapieren lassen, wenn es nicht anders geht. Sich aber auch Hilfe suchen bei Verwandten, Freunden und Familie eben. Man muss das halt selber wirklich wollen.“

 

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